Das Danewerk
Das Danewerk, erstmals im Jahre 808 erwähnt, bezeichnet ein insgesamt ca. 30 km langes System von Wallanlagen, das zum Schutz des Dänischen Königreiches ausgebaut wurde.
Bestehend aus Wällen, Gräben, Palisaden und einem Seesperrwerk, befindet sich die Anlage in der „Schleswiger Landenge“. Seine Erbauer bezogen zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert naturräumliche Gegebenheiten wie Niederungen, Moore und Gewässer in die bauliche Konstruktion mit ein.
Strategisch günstig gelegen an der engsten Stelle der Jütischen Halbinsel, konnten die Wikinger damit einerseits das Land nach Süden absichern und andererseits die Handelswege in alle Richtungen kontrollieren. Schließlich existierte nur ein passierbares Tor, das „Wieglesdor“ auf dem Ochsenweg. Das Danewerk zwischen dem seinerzeit bedeutenden Handelszentrum Haithabu an der Schlei und Hollingstedt an der Treene wurde so zur sichtbaren Südgrenze des entstehenden dänischen Königreiches.
Das Danewerk – in den Jahrhunderten seines Bestehens diversen Veränderungen unterworfen und fast in Vergessenheit geraten – gilt als größtes archäologisches Denkmal Nordeuropas. 1951 unter Naturschutz gestellt, steht es seit 1958 unter Denkmalschutz. Die Wallzüge sind noch zu fast 80 % erhalten, die zu unterschiedlichen Zeiten entstandenen Wallabschnitte wie Hauptwall, Nordwall, Kograben, Verbindungswall und Krummer Wall nach aufwendigen Pflegearbeiten wieder gut erkennbar. Der Kreis Schleswig-Flensburg ist zu 90% Eigentümer der Wallanlage.
Die Wallanlagen sind öffentlich zugänglich. Das Museum am Danewerk erläutert anschaulich Entstehung und Bedeutung der Anlage.
Das vorwikingerzeitliche Danewerk
Über das älteste Danewerk ist nur wenig bekannt. Wall 3 des Hauptwalles ist um 680 n. Chr. entstanden. Die Frage der Datierung der Hauptwallphasen 1-2 bleibt allerdings offen.
Das Danewerk der jüngeren Wikingerzeit
Das Danewerk der jüngeren Zeit umfasst neben dem Hauptwallzug zwei neue Wallstrecken, den 9 km langen Kograben sowie den 4,5 km langen Verbindungswall. Für den Verbindungswall ist durch datierbare Holzfunde ein erster Bauabschnitt für das Jahr 968 n. Chr. belegt. Der etwas jüngere, völlig gerade verlaufende Kograben bestand aus einem 3 m hohen Wall, der zur Frontseite hin durch eine Palisadenbrüstung verteilt war. Er wurde nach den vorliegenden naturwissenschaftlichen Datierung um 980 n. Chr. gebaut.
Das Danewerk des Mittelalters
Wie beim Danewerk der älteren Wikingerzeit ist auch beim mittelalterlichen Danewerk der Hauptwallverlauf der als am stärksten befestigter Teil des Verteidigungssystems erkennbar.
Hier hatte der dänische König Waldemar I. der Große ab 1170 n. Chr. eine 4-5 m hohe Ziegelsteinmauer errichten lassen, die einen dahinter liegenden Erdwall von 18 m Breite und etwa 4 m Höhe stützte. Vor der Mauer befand sich ein Sohlgraben von 2 m Tiefe und 22 m Breite. Das Bauwerk hatte eine Länge von etwa 4,5 km und beinhaltete ein Volumen von rund 25.000m³ Ziegelmauerwerk. Die zur Bauzeit stärkste Befestigung nördlich der Alpen dürfte auf Waldemars südlichen Nachbarn, den Stauferkönig Friedrich I. Barbarossa, wie auch auf den unmittelbaren Nachbarn Heinrich den Löwen, durchaus Eindruck gemacht haben.
Sie war erbaut „zum Schutze des gesamten Reiches“, wie es auf einer Bleitafel im Grab Waldemars I. zu lesen steht.
Reaktivierung des Danewerks in der Neuzeit
Das Mittelalter hindurch, während der nachfolgenden kriegerischen Auseinandersetzungen des Dreißigjährigen Krieges und der beiden Nordischen Kriege war das Danewerk nicht mehr als Befestigung genutzt worden.
Erst im Vorfeld des Krieges zwischen Dänemark und dem Deutschen Bund um die Herzogtümer Schleswig und Holstein wurde das Danewerk von den Dänen als Verteidigungsanlage reaktiviert. In den Jahren 1861 bis 1864 entstand die sogenannte Danewerk-Stellung, die längs des Danewerks verlief und im Kern aus 27 Schanzen bestand. Allerdings blieb der Aufwand vergeblich, Dänemark unterlag im Krieg 1864, die Danewerk-Stellung spielte bei der Verteidigung keine Rolle.